Digitaler Neujahrsempfang
-Es gilt das gesprochene Wort-
Liebe Nastätter*innen,
liebe virtuelle Gäste,
ich begrüße Sie in einem neuen Format, welches wir heute erstmals nutzen. Ich hoffe, die Technik spielt dauerhaft mit und Sie können mich gut verstehen.
Ja, es ist überall zu hören – „eigentlich würden wir nun“ oder „normalerweise hätten wir“. So ist es nicht und nach allen Vorzeichen wird es auch noch eine Weile dauern, bis wir wieder „normal“ leben. So ist es auch heute – „normalerweise“ hätte ich Sie am Eingang per Handschlag begrüßt. Nun sehe ich Sie nicht einmal.
Trotzdem ist es bei allen „Aufs“ und „Abs“ beachtlich, was unsere Gesellschaft in Deutschland und eben auch in unserer Stadt leisten kann. Bei nicht vorhersehbaren bzw. plötzlichen Ereignissen hat Deutschland und gleichfalls unsere Region nun schon mehrfach in den letzten Jahren gezeigt, wie man Probleme angeht. Natürlich läuft nicht immer alles sofort, nicht immer alles glatt und es muss logischerweise immer wieder justiert werden – aber genau das ist es ja, was den aktiven Satz „Problem lösen“ ausmacht.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, der Verbandsgemeinde und bei Ihnen, liebe Nastätter, bedanken. Ebenso gilt als Vorsteher des Kindergartenzweckverbands mein herzliches Dankeschön an flexible und motivierte Kita-Leitungen samt Teams.
Eine Zeit, geprägt von großer Solidarität, von großem Einsatz und mit der Bereitschaft das anzunehmen, was Menschen naturgemäß am schwersten fällt: Veränderungen. Diese sind unbequem, diese sind manchmal nicht direkt zu verstehen und die verändern das, was wir am liebsten haben: Routine! Das haben wir alle bis dato rund um Nastätten aus meiner Sicht hervorragend gemeistert.
In nahezu jeden Bereich haben die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung eingegriffen. Und persönlich wird kaum einer damit gerechnet haben, dass unser Alltag von Sätzen wie „Hast Du Dein Mikro an?“ – „Du musst die Stummschaltung aufheben“ – „Kann man mich sehen?“ derart begleitet, wie er es eben tut.
Nichts ist so schlecht, dass es auch was Positives hat. Ein Satz, den ich gerne verwende und ich weiß, dass dieser für manch einen im Angesicht der Herausforderungen und Probleme, die die Pandemie bzw. die Maßnahmen mit sich brachten und bringen, wenig empathisch klingen kann. Aber das soll es ganz und gar nicht.
Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass viele Dinge, vor denen wir uns lange gesträubt haben, plötzlich ohne langes Diskutieren gehen. Homeoffice, Telearbeit, Videokonferenzen, Terminvereinbarungen…all dies hat sich aus meiner Sicht in Windeseile etabliert und ich bin fest davon überzeugt, dass unser Arbeitsleben nachhaltig verändert sein wird. Und von vielen hört man diesbezüglich eben auch die positiven Effekte. Weniger Fahrten, ruhigeres Arbeiten, usw. usw.
Und das ist auch der Ansatz, den ich diesbezüglich für unsere Stadt fahren will und fahre. Weitermachen, das Beste aus der Situation machen und damit dafür Sorge zu tragen, dass die Rahmenbedingungen in der Stadt so gestaltet werden, dass wir gestärkt aus dieser Krise kommen. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen!
Den Grundstein haben die Ausschüsse und der Stadtrat in akribischen Sitzungen und 268 Tagesordnungspunkten gelegt. Bedenkt man, dass wir lediglich 10 teils pandemiebedingt gekürzte Sitzungen im Stadtrat hatten, dann ist das eine stattliche Zahl und an dieser Stelle mein Dank an die konstruktive Zusammenarbeit, die intensiven Diskussionen und vor allem für den ehrenamtlichen Einsatz zum Wohle der Stadt an alle Mandatsträger und Beigeordnete!
Dabei möchte ich vor allem eines nicht vergessen: Edeka kommt!
Was nun als 10jähriger „running gag“ unsere Neujahrsempfänge begleitet hat, ist tatsächlich auf der Zielgeraden der Umsetzung. Der Bebauungsplan hat Planreife erlangt, der Bauantrag ist eingereicht und das Einvernehmen wurde im letzten Jahr durch den Stadtrat hergestellt.
Ob ich beim Neujahresempfang 2022 sagen kann, Edeka ist da, glaube ich nicht, aber wenn alles normal läuft, wird man die Grundzüge des Areals deutlich erkennen können.
Die Stadt hat sich in der Pandemie robustgezeigt. In einigen Aktionen mit dem Gewerbeverein haben wir die Vorzüge des lokalen Einzelhandels immer wieder versucht, hervorzuheben. Ich denke, es hat ganz gut funktioniert und gesellschaftlich wird mehr über „Kauf vor Ort“ nachgedacht als in vielen Jahren zuvor. Eine jahrelange Konzentration und kurze Wege in der Stadt mit einem Sortiment von über 440 unterschiedlichen Einzelhandelssegmenten haben dafür gesorgt, dass wir nicht zuletzt in der Pandemie bestens für uns Einwohner und die Region aufgestellt waren.
Gut aufgestellt waren wir nicht nur im Bereich des Einzelhandels und der Versorgung des täglichen Bedarfs, sondern eben auch im Bereich des Gesundheitswesens. Den Segen, ein Krankenhaus am Standort zu haben, ist wieder mal deutlich geworden und mein Dank an alle Bediensteten, die dazu beigetragen haben, bis jetzt dort ebenfalls die Stellung zu halten und Außergewöhnliches zu leisten!
Sorgen macht mir dabei aber der „G-BA“. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen.
Er bestimmt in Form von Richtlinien, welche medizinischen Leistungen die ca. 73 Millionen Versicherten beanspruchen können. Darüber hinaus beschließt der G-BA Maßnahmen der Qualitätssicherung für Praxen und Krankenhäuser. Dabei wird dort ein Weg verfolgt, der für Flächenländer und ländliche Räume nicht gut ist.
Der G-BA verfolgt – wenn auch stets Dinge wie „Qualität vorgeschoben werden – die Konzentration der Krankenhäuser an wenige große Standorte statt der Fläche. Wenn man sich anschaut, wie der G-BA besetzt ist und von wo die Experten herkommen, dann kann man 1 und 1 zusammen zählen und muss nicht verwundert sein, dass entsprechende Expertisen und Gutachten die Ergebnisse bringen, die sie aktuell leider bringen.
Ich bin im engen Austausch mit dem Innenminister und war noch zuletzt Ende November bei Staatssekretär Alexander Wilhelm, die bestätigt haben, dass das Nastätter Krankenhaus als unverzichtbar gilt und dies wurde ja auch durch den Sicherstellungszuschlag dokumentiert.
Nichtsdestotrotz ist eine allgemeine Entwicklung auf Bundesebene eine andere und daher ist das Krankenhaus ein Thema, dass wir stets beobachten und wachsam sein müssen. Ich möchte an dieser Stelle alle Politiker in unserer Region fraktionsübergreifend dazu aufrufen, sich permanent mit dem Thema zu beschäftigen und vor allem die Kontakte zu nutzen, um die Situation im ländlichen Raum auch auf die Bundesebene in derart vorzubringen, dass man auch in Berlin versteht, warum die Strukturen hier eben anders sind und behandelt werden müssen als sie in Ländern wie NRW oder Hamburg und Berlin selbst eben sind. Es ist blauäugig zu glauben, dass man Infrastruktur genauso denken kann wie in Metropolen.
Dass es sich lohnt dafür zu kämpfen, zeigen die Zahlen der Stadt. Eine wachsendeStadt, eine pulsierende Stadt. Dies gilt gleichermaßen für eine ganze Region, die mit innovativen Betrieben teilweise Vorreiterrollen einnimmt. Standortfaktoren – und dazu gehört u.a. ein Krankenhaus – sind da unabdingbar.
In Nastätten selbst konnte ich 39 neue Gewerbeanmeldungen in 2020 verzeichnen – trotz und vor allem vielfach inmitten der Lockdowns. Die Einwohnerzahl ist wiederum angestiegen und hat mit 4.389 einen neuen Höchststand erreicht. Das Baugebiet Hasenläufer II wurde uns förmlich aus den Händen gerissen. Das sind die Indikatoren, bei denen wir ansetzen müssen und für die es gilt, Zukunft zu gestalten.
Infrastruktur ist das große Schlagwort, das jede Kommune begleitet und unter das vieles subsumiert werden kann. Gesundheit, ÖPNV, Breitband, Schulen, usw. Aus Stadtsicht sind dabei die Zuständigkeiten wichtig, mit denen wir unseren Beitrag dazu leisten können und müssen.
Neben freiem WLAN, was wir etabliert haben, gehört dazu auch der Straßenausbau. Mit der Schwalbacher Straße und nun folgend dem Sauerbornsweg und ab 2022 der Paul-Spindler-Straße / Webergasse machen wir in den nächsten 2-3 Jahren einen großen Schritt in die richtige Richtung und werden alle Hauptachsen in einen guten oder gar neuen Zustand haben.
Für den Gesundheitssektor haben wir eine Standortanalyse in Auftrag gegeben, bei der die Situation und die Perspektiven unserer Vertreter des Sektors vor Ort analysiert werden.
Der Kindergartenneubau ist auf dem Weg, ein neues Baugebiet in der Weiberdell in Planung – und über den Stadtumbau widmen wir uns z.B. intensiv einem „Mehrgenerationenpark“ im Bereich der Feuerwehr und einer Gestaltung des Bereichs „Römerplatz“ – also von der Amtsapotheke bis zum ehemaligen Hotel Strobel.
Über den Stadtumbau wurden wir in die Lage versetzt, in den nächsten 10 Jahren rund 9,5 Mio. bei 80% Förderung des Landes in die Stadt zu investieren. Hinzu kommt, dass wir in diesem Jahr beginnen, die großen Spielplätze zu sanieren. Auch hierfür haben wir eine großzügige Förderung des Landes bekommen.
Weiterhin haben wir beschlossen, das Radwegenetz gemarkungsübergreifendendlich auszubauen.
Mit begrünten Bereichen, Verweilmöglichkeiten und guten Angeboten für unsere Kleinen werden wir also auch hier einen großen Schritt machen.
Klar ist auch:
Entwicklungen brauchen Zeit und das Arbeiten und das Verbessern der Infrastruktur hört nie auf. Akribie und Ausdauer sind gefragt.
Ich bin davon überzeugt, dass sich die Anstrengungen und Investitionen lohnen, denn die Pandemie hat eines gezeigt: Das Leben in einer Großstadt oder einer Metropole ist schwieriger und nervöserals bei uns. Die Schließungen von Kino und Gastronomie sind hart und treffen uns alle – vielmehr aber Menschen in den genannten Gebieten. Sozialkontakte, Natur und Abstand halten – all dies ist in den ländlichen Bereichen leichter. Ich bin davon überzeugt, dass es insbesondere in einem Alter nach dem Studium zu einer Stadtflucht kommt und der ländliche Raum auch durch Homeofficemöglichkeiten etc stark an Attraktivität gewinnen wird.
Mit Nastätten bieten wir da eine Infrastruktur für Kinder ab der Geburt bis zum Beginn des Studiums und eine Vollversorgung fürs tägliche Leben bis ins hohe Alter.
Was will man mehr ? – und aus meiner Sicht sind wir ein attraktiver Standort, der Stadtflüchtigen ein prima Angebot bietet, das sukzessive und stetig verbessert wird.
Der Regionalpatriotismus, der sich in der Pandemie verstärkt hat, ist Segen und Verpflichtung zugleich. Das Gewerbe bzw. der Einzelhandel in der Stadt profitiert davon, die Menschen sind solidarisch und bereit. In der Krise nehmen Menschen auch manches in Kauf – wenn sich die Normalität einstellt und es gilt, wirtschaftliche Schäden zu korrigieren und der „normale Alltag“ wieder Einkehr findet, dann muss das Gewerbe in der Stadt bereit stehen, den Rückenwind zu nutzen und die Angebote der aktuell zügig voranschreitenden Digitalisierung anpassen.
So kann man auch gegen die Onlineriesenbestehen. Digital präsent sein, wissen, was es wo gibt und Angebote und Anreize über Tablet und Smartphone schaffen.
Gute Beispiele gibt es, ein digitales Schaufenster beim Schuhhaus Steeg, die Einkaufsapp der Apotheken vor Ort, das Bücherland mit Onlineshop oder auch den Onlineshop der Fa. Heymann, um nur einige zu nennen.
Diverse Möglichkeiten, die aus meiner Sicht gebündelt werden müssen, damit der Kunde einen Einstiegspunkt hat, um die Angebote der Stadt zu sichten, zu finden und zu nutzen. Ich wünsche mir, dass wir mit unserem kooperierendem Mittelzentrum St. Goarshausen und damit verbunden der VG Loreley, der VG Nastätten und dem Gewerbeverein einen gemeinsamen Wegfinden, eine Plattform zu etablieren, die uns diesbezüglich so aufstellt, dass eine Region im Lichte der Buga 2029 sich entsprechend vermarkten kann.
Zwei Dinge zum Schluss:
Zum einen möchte ich an dieser Stelle den Original Mühlbachtalern ganz herzlich gratulieren, denn sie wurden ganz frisch als Sieger der „Jahrewertung 2020″ mit den erfolgreichsten Liedern und Gruppen der „Musiparade“ im abgelaufenen Jahr gekürt. Dabei gewann erstmals eine nicht-österreichische Gruppe den Titel des Radio Kärnten. Eine tolle Sache und Werbung für Nastätten und die Region!
Zum zweiten möchte ich mit den besten Wünschen für Sie und ihre Familien und vor allem Glück und Gesundheit für 2021 schließen. ich wünsche alles erdenklich Gute und versichere Ihnen, dass Stadtbürgermeister und Gremien alles tun werden, dass die positive Entwicklung Nastättens weiter geht.
Bleiben Sie gesund!
Ihr Stadtbürgermeister
Marco Ludwig
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